Agata Kurek ist eine geborene Weltenbummlerin. Und sie liebt vor allem orientalische Mode. Auf ihren Reisen durch verschiedene Kontinente hat sie deshalb viele Kontakte zu lokalen Handwerkern knüpfen können. Der Schritt zum „Bootstrapping-Modelabel“ war somit nicht mehr weit. Wofür genau KOKOworld steht, erklärt sie uns im Gründerinterview.
Kurz und knapp: Pitche deine Geschäftsidee?
Meine Geschäftsidee entstand aus der Verbindung meiner großen Leidenschaften – Reisen und orientalischer Kulturen.
Wir erwerben einzigartige Materialien aus Afrika, Indonesien und Südamerika und designen daraus besondere FairTrade-Mode, die unter gerechten und würdigen Bedingungen auf 4 Kontinenten hergestellt wird.
Wir arbeiten mit lokalen Handwerkern zusammen, denn wir wollen mit Mode Gutes tun, die Welt verändern und die Idee des gerechten Handels verbreiten.
Was genau war der Auslöser für den Start in ein eigenes Business?
Alles begann mit meiner Reise zu einem Musikfestival in Mali. Ich habe meinen Job in einem Großunternehmen gekündigt und bin nach Afrika aufgebrochen. Genau dort habe ich Leute kennengelernt, die mir gezeigt haben, dass man seinen eigenen Weg gehen kann.
Nach dieser Reise habe ich mich entschlossen alle meine Leidenschaften und Hobbys – Musik, Tanz, Reisen und Kunsthandwerk – zusammenzufassen und habe mein erstes Geschäft eröffnet.
Was macht das Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?
Authentische Produkte aus einzigartigen, orientalischen Materialien höchster Qualität, die ich persönlich aus Reisen nach Afrika, Indonesien und Südamerika mitgebracht habe.
Wo siehst Du die Zielgruppe bzw. wer sind die Wunschkunden?
Selbstbewusste, verantwortliche Frauen, die einzigartiges, unwiederholbares Design schätzen – für sie wird der Stil von KOKOworld gestaltet. Unsere Kunden legen Wert auf den Ursprung und Qualität der verwendeten Materialien, sowie auf die Arbeitsbedingungen im Herstellungsprozess.
Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?
Das Unternehmen basiert auf dem “Bootstrapping”-Prinzip, es wird von Anfang an aus eigenen Mitteln finanziert und der Gewinn wird zur Weiterentwicklung verwendet.
Obwohl unser Geschäftsmodell einmalig ist, wurde es gut angenommen und das Unternehmen konnte sich schnell entwickeln. Schon vom Start weg konnten dynamische Gewinne erzielt werden.
Beim Vergleich von Online-Verkäufen des letzten Quartal 2015 zu 2016 konnten wir feststellen, dass unsere Verkäufe um 488% jährlich organisch gewachsen sind.
Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchem Weg werden Geldrückflüsse erzeilt?
Wir haben generell zwei Verkaufskanäle – der wichtigste ist der Online-Verkauf. Unsere eigene Webseite in drei verschiedenen Sprachversionen (auf polnisch, deutsch und englisch), sowie die Präsenz auf verschiedenen Marketplaces, z.B. avocadostore.de. Darüber generieren wir ungefähr drei Viertel der Verkäufe.
Wir haben zudem ein eigenes stationäres Geschäft in Krakau und sind in weiteren Städten Polens über Concept Stores und Showrooms präsent. Dies ergibt 25% der Verkäufe.
Bald folgen weitere Verkaufspunkte im Ausland – auch Deutschland rückt stärker in unseren Fokus.
Werbe- bzw. PR-Aktion hat bis dato für den größten Bekanntheitsschub gesorgt?
Wir führen keine breiten PR- und Werbekampagnen durch. Dafür haben wir aber eine starke Gruppe von treuen und wiederkehrenden Kundinnen.
Hauptsächlich konzentrieren wir uns auf die Verbesserung und den Ausbau unserer Newsletter- und Social-Media-Basis.
Ständig führen wir auch Maßnahmen durch, welche auf Kooperationen mit Influencern aus der Fair Fashion Branche, Globetrotter und Backpacker, sowie einzigartigen Frauen, die aktiv in ihrem Umfeld wirken, beruhen.
Diese Aktionen zeigen bis jetzt die besten Resultate im Vergleich zu den Kosten.
Welche Vision verfolgst Du und welche Schlagzeile würdest Du gern mal über das Unternehmen lesen?
Vielleicht klingt das wie eine Binsenweisheit, aber ich würde gerne lesen, dass “KOKOworld eine Fair Trade Modemarke ist, die mit Mode die Welt verbessert”.
Die Vision, die wir jeden Tag verfolgen, ist genau das Gegenteil der heutigen Modebranche und der Mechanismen, die dort Anwendung finden.
Statt billige Arbeitskraft in menschenunwürdigen Bedingungen auszubeuten, um wiederholbare Klamotten schwacher Qualität in chinesischen Großfabriken zu produzieren, setzen wir auf ein ganz anderes Herstellungsverfahren.
Wir arbeiten mit kleinen Werkstätten und lokalen Handwerkern aus Afrika, Indonesien und Südamerika zusammen (die ich alle persönlich kenne!) und fertigen zusammen einmalige Kleider in höchster Qualität, von denen oft nur wenige Stücke entstehen und die eigentlich ohne Zwischenhändler verkauft werden.
Auf welche 3 Tools/Apps kannst Du bei der täglichen Arbeit keinesfalls verzichten und warum?
Asana – wir kennen diese Plattform seit dem Beginn des Unternehmens und benutzen sie als das Hauptwerkzeug zur Verwaltung von Projekten und der täglichen to-do-tasks für das ganze Team.
Das ganze Umfeld der Werkzeuge von Google – von Google Analytics (in Verbindung mit Adwords, Google Tag Manager und Google Webmaster Tools), über GMail, bis hin zu Google Photos – dort haben wir ein Archiv für alle unsere Bilder erstellt, so können wir jederzeit schnell darauf zurückgreifen und alles mit dem ganzen Team teilen, denn 30% der Teammitglieder arbeiten online aus dem Ausland.
Shoplo.com – eine tolle polnische E-Commerce Plattform, auf der wir unsere drei Online-Shops betreiben.
Was bedeutet für Dich persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?
Man sollte das machen, was man wirklich mag, und es mit der ganzen Welt teilen.
Welchen Fehler würdest Du aus der eigenen Erfahrung heraus jungen Gründern ersparen?
Man darf nicht zu lange mit der Entscheidung warten, etwas zu tun. Später sollte man auf gar keinen Fall aufgeben, nicht mal für einen kleinen Moment.
Bevor man ein Unternehmen gründet, sollte man beim planen einen Pessimisten bei sich haben, der darauf hindeutet, was schief gehen kann. Sobald man aber startet, sollte man einen Optimisten bei sich haben, um die ganze Energie auf die neuen Ziele zu richten.
Man sollte zudem immer bedenken, dass nur wer nichts macht, macht nichts verkehrt.
Welche Frage sollte sich eine Gründerin bzw. ein Gründer mindestens einmal gestellt haben?
Warum ich eigentlich dieses Unternehmen gründe, warum ich das mache, was ich mache, und ob es bestimmt der richtige Weg ist, um meine Ziele zu erreichen?
Mit welchen drei Worten würdest Du dich selbst beschreiben?
Verrückt, gefühlvoll, verdammt ungeduldig.