Über einen selbst entwickelten Algorithmus matcht talentbay Studierende mit den Fachabteilungen von Unternehmen. Wie mit Hilfe von Machine Learning die passende Verbindung zwischen Fachabteilung und High-Potential gefunden wird, erklären uns die beiden Gründer der innovativen Recruiting-Plattform – Marcus Otto und Michael Wenglein – im Gründerinterview.
Hallo Ihr Beiden, kurz und knapp: Erklärt Eure Geschäftsidee?
Wir sind Investoren aus Leidenschaft und seit vielen Jahren in der Digital- bzw. Techwelt zuhause.
Unsere Geschäftsidee: talentbay – die Karriereplattform für die Tinder-Generation.
Wer kennt es nicht: scheinbar endlose Bewerbungsprozesse und unzählige Gespräche mit Personalern, von denen man im Endeffekt doch nie wieder etwas hört. Nicht bei uns! Wir matchen High Potentials direkt mit den Fachabteilungen der Unternehmen – ohne langwierige Recruiting-Prozesse.
Was genau war der Auslöser für den Start in ein eigenes Business?
Wir sind ja beide Seriengründer und konnten mit NFON und Propertybase beispielsweise bereits erfolgreiche Unternehmen etablieren. Es macht einfach Spaß, ein Business aufzubauen, zu sehen, wie es wächst und gedeiht.
Die Idee zu talentbay kam uns während unserer täglichen Arbeit: Es ist erschreckend aufwändig, akademischen Nachwuchs zu rekrutieren und junge Talente zu finden. Die Unternehmen befinden sich tagtäglich im „war for talents“.
Zeitgleich fällt es vielen Unternehmen jedoch schwer, die neuen Generationen richtig anzusprechen. Meistens klappt das nur über Netzwerke. Auf der anderen Seite haben wir die Studierenden: Sie schließen ihr Studium ab und beginnen danach mit dem Bewerbungsprozess. Viele AbsolventInnen sind dann erstmal froh, überhaupt eine Stelle zu finden – ob Traumjob oder nicht.
Diese Verhältnisse wollten wir ändern. Unser kleiner Beitrag, damit Deutschland global konkurrenzfähig bleibt.
Was macht das Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?
Mit talentbay bringen wir Studierende und Unternehmen zusammen, lange bevor die Personalabteilung eine konkrete Stelle ausgeschrieben hat – das ist einzigartig in Europa.
Studierende lernen ohne Umwege ihr Aufgabengebiet, ihren neuen Chef und ihre neuen KollegInnen kennen. Fachabteilungen hingegen ihre neuen MitarbeiterInnen. Ideale Voraussetzungen für den perfekten Match also!
Das Matching auf der talentbay Website bzw. in der talentbay App erfolgt auf Basis unseres selbst entwickelten Algorithmus und berücksichtigt Parameter wie Auswahl der Uni, Studiengang, Interessen und Professoren sowie auf der anderen Seite das Anforderungsprofil der Unternehmen.
Es gibt in ganz Europa nichts Vergleichbares. Am ehesten lässt sich talentbay noch mit dem US-amerikanischen Anbieter Handshake vergleichen.
Der erwähnte selbst entwickelte Algorithmus berücksichtigt außerdem deutlich mehr Kriterien als ein Standard-Lebenslauf oder Profile auf Business-Netzwerken.
Wo seht Ihr die Zielgruppe bzw. wer sind die Wunschkunden?
Wir haben mehrere Zielgruppen: Zuallererst natürlich die Studierenden/Doktoranden sowie die Fachabteilungen im Mittelstand und der Global Player. Aber auch die Universitäten/Hochschulen und die HR-Abteilungen sind für uns wichtig.
Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?
Von der Idee bis zum Start waren es etwa zwölf Monate.
Natürlich mussten wir erstmal ein Konzept entwickeln, einen Businessplan und eine kleine Marktanalyse erstellen sowie ein geeignetes Team zusammenstellen. Im ersten Schritt haben wir talentbay dann aus eigenen Mitteln finanziert.
Im Januar stand zudem eine erste größere Finanzierungsrunde mit einer Gruppe von Business-Angels an. Wir sind happy, schon jetzt genügend schlagkräftige Investoren gewonnen zu haben. Im Sommer 2021 wird dann noch eine Series-A Finanzierungsrunde folgen.
Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchem Weg werden Geldrückflüsse erzielt?
Für Studierende ist die Nutzung von talentbay komplett kostenfrei. Unternehmen können ebenfalls kostenlos ein Profil erstellen, zahlen jedoch 50 Euro pro bestätigtem Match. Heißt: wir verdienen Geld, wenn unser Konzept erfolgreich ist. Und davon sind wir überzeugt.
Welche Werbe- bzw. PR-Aktion hat bis dato für den größten Bekanntheitsschub gesorgt?
Die größte Resonanz haben wir nach unserem Interview im Handelsblatt und dem Beitrag über talentbay bei Sat.1 bekommen – zwei Meilensteine in unserer PR-Arbeit.
Doch auch auf Social Media konnten wir unsere Reichweite inzwischen steigern.
In der Kommunikation zu Unternehmen nutzen wir dabei hauptsächlich LinkedIn. Für die Kommunikation mit Studierenden vor allem Facebook, Instagram und Twitter.
Welche Vision verfolgt Du und welche Schlagzeile würdest Du gern mal über das Unternehmen lesen?
Unsere Vision: Recruiting neugedacht – schneller, effizienter und praxisnäher. talentbay ist die Karriereplattform für die Tinder-Generation. Wir machen Schluss mit langwierigen und einfältigen Bewerbungsprozessen und matchen Fachabteilungen direkt mit High-Potentials.
Eine gute Schlagzeile wäre: „Wie talentbay zur weltweit führenden Karriereplattform wurde“. Mal sehen, wann es so weit ist.
Auf welche 3 Tools/Apps könnt Ihr bei der täglichen Arbeit keinesfalls verzichten und warum?
Auf unsere App talentbay könnten wir natürlich nicht verzichten – ganz klar! Außerdem arbeiten wir viel und gerne mit HubSpot, unserem „Instrumentenkoffer“ für Inbound Marketing. Was natürlich auch auf keinen Fall fehlen darf, gerade beim Remote Working, sind Video- und Chattools wie Slack oder Teams.
Was bedeutet für Euch persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?
Das ist eine schwierige Frage. Erfolg ist so vielfältig und umfasst mehrere Ebenen: menschlich, gesellschaftlich oder wirtschaftlich. Je nachdem definiert man Ziele, die man erreichen möchte. Erfolgreich sein heißt vor allem zufrieden sein. Dann hat man sein Ziel erreicht.
Welchen Fehler sollten sich aus der eigenen Erfahrung heraus junge Gründer ersparen?
Es mag klischeehaft klingen, aber: Jeder sollte seine eigenen Fehler machen, um daraus zu lernen und daran zu wachsen. Auch wenn es schwer fällt, sich einzugestehen, etwas falsch gemacht zu haben.
Was wir jedoch jedem empfehlen können: nichts überstürzen. Gerade am Anfang steht man vor einem Berg an Aufgaben und Herausforderungen und verliert schnell den Überblick. Jede Entscheidung sollte jedoch durchdacht und gut überlegt sein.
Kurzschlusshandlungen bringen einen nicht weiter.
Welche Frage sollte sich eine Gründerin bzw. ein Gründer mindestens einmal gestellt haben?
„Gibt es einen Markt für meine Idee?“
Es gibt erschreckend viele Startups, für deren Produkt es schlichtweg keinen oder einen zu kleinen Markt gibt. Gerade wenn man eine Venture Capital Finanzierung anpeilt, braucht man einen sehr großen potentiellen Markt.
Mit welchen drei Worten würdet Ihr euch selbst beschreiben?
Marcus: Ich würde mich selbst als ungeduldig, anspruchsvoll und begeisterungsfähig beschreiben.
Mike: Ich denke ganzheitlich, bin kreativ und leider manchmal etwas undiszipliniert – oder sagen wir unkonventionell :-)