Crowdfunding und Crowdinvesting – Tipps für StartUps

Fachbeitrag von Franz Schmid – Steuerberater aus Österreich:

Du hast dich endlich getraut. Du bist Gründer und willst dich mit deiner ganz großen Idee selbstständig machen und den Markt erobern. Diesen hast du schon analysiert, es gibt eine Nachfrage, das richtige Team hast du auch um dich versammelt.

Nur eines fehlt dir ganz dringend: Kapital – und ohne das geht es leider auch nicht. Banken wollen dir oft jedoch nicht weiterhelfen, denn ihnen ist das Ausfallrisiko zu hoch.

Glücklicherweise hast du mittlerweile auch in Deutschland alternative Finanzierungsformen zur Auswahl. Besonders für Startups interessant: Crowdfunding und Crowdinvesting.

Wie funktioniert die Finanzierung über die Crowd?

Wenn du schon einmal versucht hast, einen Finanzierungsantrag bei der Bank durchzubekommen, weißt du, wie kompliziert das sein kann. Crowdfinanzierung wiederum ist im Vergleich sehr einfach.

Der erste Schritt geht natürlich hin zu einer der vielen Internetplattformen, die diese alternative Finanzierungsform anbieten – dort stellt man den Initiatoren einen Businessplan vor. Ähnlich, wie bei einer Bank wird dieser geprüft.

Da der Businessplan natürlich auch den Finanzierungsbedarf zeigt, wird bei der Prüfung deines Businessplans auch die Finanzierungssumme besprochen, die du benötigst. Geben die Initiatoren grünes Licht, darfst du dein Projekt an die Crowd herantragen. Nun liegt alles bei dir, um deine potenziellen Investoren zu überzeugen:

  • Sorge für eine spannende Headline, die dein Projekt aus der Masse hervorhebt.
  • Mache dir besonders viele Gedanken zum Text – ein guter Text beinhaltet alle Informationen, ohne dabei zu langweilen. Bereits nach den ersten Wörtern muss der Leser gefesselt sein.
  • Reichere deine Vorstellung mit einigen schönen Bildern an, die dich, dein Team und dein Produkt in Action zeigen.
  • Am wichtigsten ist jedoch das Pitch-Video. Hier kannst du eine ganz persönliche Vorstellung an die Crowd schicken – und genau darum geht es: Persönlichkeit zeigen.

Schaffst du es die Crowd (hier geht es zur Checkliste) zu überzeugen, wird deine Finanzierungssumme schnell zusammenkommen – auch, wenn du sehr viel mehr einsammelst, darfst du „alles behalten“.

Aber: Kommt die ursprünglich festgelegte Summe nicht zusammen, gehst du leider leer aus.

Crowdfunding und Crowdinvesting: Wo liegen die Unterschiede?

Der grundsätzliche Ablauf ist beim Crowdfunding und Crowdinvesting gleich. Nur die Gegenleistung, die die Investoren erhalten sind komplett verschieden, denn: Hierbei geht es auch ein wenig um die Intention, der Geldgeber.

Beim Crowdfunding wollen deine Investoren tatsächlich „nur“ eine gute Idee unterstützen. Sie finden es gut, was du machst, haben sich so etwas vielleicht schon immer gewünscht oder finden dich und dein Team einfach so sympathisch, dass Sie bereit sind, dir Geld zu geben.

Als Gegenleistung erwarten sie nicht viel. Hier kannst du Abstufungen vornehmen – Beispiel:

Jemand, der 10 Euro investiert, bekommt ein Fan-Shirt. Jemand, der 100 Euro investiert, bekommt Zugang zur geschlossenen Beta-Phase.

Wichtig ist, dass es beim Crowdfunding keine Gegenleistungen mit einem echten monetären Wert gibt. Beim Crowdinvesting ist das jedoch komplett anders. Deine Investoren wollen einen guten Schnitt machen und bekommen für Ihre Investition deshalb Unternehmensbeteiligungen oder, erwarten, dass du die Summe mit Zinsen zurückzahlst.

Vorteile von Crowdfunding und Crowdinvesting

Natürlich gibt es bei diesen Finanzierungsformen einige große Vorteile – und zwar für beide Seiten.

Die Beteiligung am Crowdfunding gibt natürlich ein gutes Gefühl für Investoren. Sie tun etwas für gute Ideen und ambitionierte Gründer – das macht glücklich. Für dich sind die Vorteile noch größer, schließlich ist es noch nie so einfach gewesen an „kostenloses“ frisches Kapital zu kommen.

Gleichzeitig kannst du auf ehrliches Feedback aus der Crowd setzen, um dein Produkt noch besser zu machen – und erste Käufer hast du meist auch schon.

Im Falle des Crowdinvestings haben deine Investoren natürlich einen finanziellen Vorteil. Vor allem bei Unternehmensbeteiligungen und dem Durchbruch deines Startups freuen sich deine Geldgeber.

Warum Crowdinvesting trotz der monetären Gegenleistung, die du leisten musst, dennoch das Richtige sein kann?

Ganz einfach: Weil es für die Investoren mehr zu „gewinnen“ gibt, sind sie eher bereit zu investieren. Insbesondere dann, wenn du viel Kapital benötigst oder der Markt, auf dem du dich bewegst, risikobehaftet ist.

Die rechtliche Seite: das Kleinanlegerschutzgesetz

Im Falle von Crowdfinanzierungen gab es lange Zeit keine Regulierung, sodass die Initiatoren entsprechender Plattformen relativ frei agieren konnten. Das bedeutete nicht etwa, dass sich die Anbieter die Gelder der Investoren einfach in die eigene Tasche steckten, sondern viel mehr, dass es keine Investitionsgrenzen gab.

Um hier einen Mittelweg zu finden, wurde das Kleinanlegerschutzgesetz ins Leben gerufen. Es besagt, dass bei den Finanzierungsinstrumenten Unternehmensbeteiligungen, Beteiligungen an Treuhandvermögen, Genussrechte und Namensschuldverschreibungen, gewinnabhängige Darlehen und Nachrangdarlehen sowie vergleichbare Anlagen folgende Regeln gelten:

  • Investitionen bis 1.000 Euro darf jeder tätigen.
  • Ab 1.000 Euro muss eine Selbstauskunft abgegeben werden.
  • Hierbei wird geprüft, ob der Investor ein freies Vermögen von mindestens 100.000 Euro besitzt. Außerdem darf die Investitionssumme das doppelte Monatseinkommen nicht überschreiten.
  • Bei 10.000 Euro pro Jahr sind Investitionen gedeckelt – niemand darf mehr investieren.
    Für Startups gilt außerdem die Pflicht, ein Vermögensanlagen-Infoblatt beizulegen.
  • Ab 2,5 Millionen Euro Finanzierungssumme gilt außerdem Prospektpflicht. Hierbei handelt es sich um ein Dokument, das die (finanzielle) Situation deines Startups ganz genau durchleuchtet, um Investoren Sicherheit zu bieten. Solch ein Prospekt muss jedoch von einem Juristen angefertigt werden und kostet aufgrund des Aufwands rund 10.000 Euro – die muss man natürlich erst einmal haben.

Grundsätzlich ist das Kleinanlegerschutzgesetz ein guter Schritt in die richtige Richtung – ein Aber bleibt jedoch: Unternehmensbeteiligungen, Beteiligungen an Treuhandvermögen, Genussrechte und Namensschuldverschreibungen, gewinnabhängige Darlehen und Nachrangdarlehen kommen lediglich beim Crowdinvesting zum Einsatz.

Diese Gegenleistungen gibt es beim Crowdfunding jedoch nicht, weshalb das Gesetz hier nicht greift.

Kurz um: Crowdfunding ist weiterhin nicht reguliert und frei. Crowdinvesting ist an das Kleinanlegerschutzgesetz gebunden.

Die besten Crowdfunding- und Crowdinvesting-Plattformen

Ganz egal, für welche Form der Crowdfinanzierung du dich entscheidest – auch in Deutschland gibt es jede Menge Plattformen, die dir die Kapitalspritze geben können, die du brauchst, um durchzustarten. Empfehlenswerte Anbieter sind dabei die folgenden:

  • Für eine Crowdfunding-Kampagne solltest du dir Kickstarter, Indiegogo und Startnext anschauen.
  • Bist du eher auf Crowdinvesting aus, sind Seedmatch, Bergfürst und Companisto eine gute Wahl.

Crowdfunding oder Crowdinvesting – sie bieten dir das, was klassische Banken dir nicht geben wollen: Kapital, um dein Startup erfolgreich zu machen.

Dafür braucht es natürlich ebenfalls ein wenig Vorbereitungszeit und einige Dinge, die du gewissenhaft umsetzen musst – hier noch einmal das Wichtigste in Kurzform:

1. Lege deinen Kapitalbedarf fest.
2. Entscheide dich zwischen Crowdfunding und Crowdinvesting.
3. Überlege dir, welche Gegenleistungen du für deine Geldgeber anbieten kannst.
4. Bereite deinen Pitch perfekt vor – Headline, Texte, Bilder und Videos sind von entscheidender Bedeutung.
5. Erreichst du deine Finanzierungssumme, dann nutze sie sinnvoll – das bist du deinen Investoren schuldig.

Ganz wichtig: Falls du unsicher bist für welche Alternative du dich entscheiden sollst, schadet es nicht dich vorab mit einem erfahrenem Crowdinvesting Berater zusammenzusetzen, der dich bei deinem Vorhaben unterstützt.

Autorenprofil:

Steuerberater Franz Schmid

Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung leitet Franz Schmid sein Steuerbüro Franz Schmid in Jenbach (Österreich).

Startups und junge Gründer liegen ihm besonders am Herzen, weshalb ihm eine persönliche Betreuung und die Nähe zum Klienten äußerst wichtig sind.

Weitere Informationen zum Autor findest Du unter: www.schmid-steuerberater.at

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