Aufbau eines Onlineshops für Gründer und StartUps: Welche Fragen man sich VOR dem Projekt stellen sollte

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Einen Onlineshop für das eigene StartUp realisieren, keine ganz einfache Aufgabe für viele Gründer und junge UnternehmerInnen. Zu vielfältig sind die Systeme aber auch die einzelnen Anwendungsgebiete.

Wir befragten den eCommerce- und Magento-Experten Daniel Koch – Autor des neuen Buchs „Magento – Schritt für Schritt zum eigenen Online-Shop“ – zu seinen Tipps im Umgang mit dem Aufbau eines eShops:

Herr Koch, nicht wenige Gründer in Spe aber auch bereits existierende StartUps stehen vor der Frage, wie sich ein Onlineshop möglichst effizient aber auch hochwertig erstellen lässt. Welche Fragen sollte man sich in diesem Zusammenhang stellen, bevor man sich auf die Suche nach einer möglichen technischen Lösung macht?

Zunächst einmal steht die Bedarfsanalyse im Vordergrund. Wie viele Artikel sollen im Shop verkauft werden? Ganz wichtig ist dabei der berühmte „Blick in die Zukunft“. Ist geplant, den Shop nach und nach auszubauen? Wie viele Kunden werden erwartet? Wie werden die Zugriffszahlen aussehen? Will man zukünftig möglicherweise einen mehrsprachigen Shop aufbauen? Und dann geht es natürlich an die Systemauswahl. Hier muss man sich entscheiden, ob es ein geschlossenes oder ein Open-Source-System sein soll. Bei einem geschlossenen System bekommt man eigentlich fast ausschließlich Support vom Anbieter der Shop-Lösung. Und diesen Support bezahlt man. Bei Magento gibt es diese Möglichkeit zwar auch, man kann aber auch auf eine riesige Community zurückgreifen.

Und dann stellt sich auch die Frage, wie viel man selbst am Shop machen will? Fertig-Shops senken den eigenen Aufwand natürlich. Bei komplexen Systemen wie Magento sieht das anders aus. Hier muss man sich entweder selbst einarbeiten, sich schulen lassen oder die Pflege des Shops einem Dienstleister überlassen. „Nebenher“ laufen solche Shops nicht.

Weitere wichtige Kriterien sind:

  • Gibt es die Möglichkeit zur Anbindung an Warenwirtschaftssysteme?
  • Muss ein vorhandener Datenbestand importiert werden?
  • Wie viele Produkte sollen vertrieben werden?
  • Sind Produktvarianten möglich?
  • Welche Design-Möglichkeiten (Themes, Templates) werden geboten?
  • Sollten unterschiedliche Kundengruppen angesprochen werden?

Für wen eignet sich ein offenes Shop-System wie Magento, und für wen eher nicht?

Wer seine Produkte längerfristig auf Basis eines stabilen Systems vertreiben will, ist bei Magento gut aufgehoben. Denn hinter Magento steht ein Unternehmen, das für eine stabile Weiterentwicklung des Systems sorgt. Zudem gibt es zahlreiche Dienstleister, die sich auf die Entwicklung von Magento-basierten Shops spezialisiert haben. Und auch die riesige Community versorgt Anwender mit immer neuen Extensions und nicht zuletzt auch mit Informationen.

Weniger geeignet ist Magento hingegen für eCommerce-Einsteiger, die noch nicht genau wissen, ob sie ihren Shop ernsthaft betreiben wollen. Dafür ist Magento zu komplex. Wer lediglich ein paar Produkte in einem vorgefertigten Layout anbieten will, braucht Magento nicht. Wenn es aber ein individueller Shop sein soll, über den sich mehrere tausend Produkte problemlos verwalten lassen, dann ist Magento die richtige Wahl.

Lässt sich sagen, ab welcher Shop-Größe ein sehr umfangreiches System wie Magento die richtige Wahl darstellt, und wann vielleicht auch kleinere Lösungen wie CMS-Plugins oder ähnliches ausreichen?

Pauschal lässt sich das schwer beantworten. Fakt ist aber sicherlich, dass sich der Aufwand – den das Aufsetzen eines Shops auf Basis von Magento – bedeutet, sich bei 10 bis 20 Produkten kaum lohnt. Allerdings sollte man sich im Hinterkopf natürlich auch immer eine Frage stellen: Wo soll der Shop in ein paar Monaten/Jahren stehen? Läuft der Shop nämlich gut, möchte man möglicherweise expandieren und deutlich mehr Produkte möglicherweise auch in unterschiedliche Länder verkaufen. Wurde der Shop von Anfang an mit Magento konzipiert, ist das kein Problem. Hat man sich anfangs jedoch für eine „kleine Shop-Lösung“ entschieden, beginnt die Arbeit wieder von vorne.

Will man seine Produkte beispielsweise über ein CMS wie Joomla! vertreiben, ist das natürlich möglich. Man muss dann allerdings unbedingt überprüfen, dass die juristischen Anforderungen (vor allem auch an den Bestellprozess) eingehalten werden. Bei Magento lässt sich das über Extensions anpassen.

Will man einen Dienstleister mit der Erstellung eines Magento-Shops beauftragen, worauf sollte man bei der Anbieterauswahl Ihrer Meinung nach achten?

In erster Linie sollte der Dienstleister natürlich Erfahrung mit Magento haben. Entscheidend ist zudem das vom Dienstleister abgedeckte Leistungsspektrum. Dazu gehören Hosting, Entwicklung, Support & Schulung. Was davon ist Ihnen wichtig?

Die Erfahrung zeigt außerdem, dass man bereits in einem ersten Vorgespräch merkt, wie der Dienstleister aufgestellt ist. Konzentriert er sich ausschließlich auf technische Basics? Ist das der Fall, handelt es sich um ein KO-Kriterium. Ein Online-Shop kann nur erfolgreich sein, wenn er vernünftig technisch betrieben wird, statt stimmt. Es muss aber auch die Struktur des Shops stimmen, Hinweise zum Anlegen der Artikel müssen gegeben werden usw. Das gehört ebenfalls dazu. Und noch etwas ist wichtig: Mit dem Erstellen des Shop ist es nicht getan. Ein Dienstleister sollte immer Support bieten. Idealerweise schult er auch den Auftraggeber im neuen Shop-System.

Längst gehört zu einem erfolgreichen Shop aber auch das passende Social-Media-Umfeld. Auch das sollte der Dienstleister mit anbieten. (Ggf. auch durch Zukauf externer Ressourcen.) Ein Beispiel dazu: Ich hatte den Auftrag einen Futtermittelshop auf Magento umzustellen. Zusätzlich wurden die Facebook- und Twitter-Aktivitäten verstärkt. Dabei ging man weg von reinen Preisnennungen. Stattdessen wurden auch allgemeine tierbezogene Dinge (Videos, News usw.) über die Accounts veröffentlicht. Das brachte Fans und Follower und im Endeffekt deutlich mehr Kunden/Umsatz. Ein erfolgreicher Shop ist heute also mehr als ein reiner Verkaufskanal.

Kann man sich als Unternehmer von Magento auch „abhängig“ machen, in dem man fortlaufend teure Spezialisten-Leistungen mit einkaufen muss, um das System am Laufen zu halten?

Nur bedingt. Sicherlich macht man sich immer bis zu einem gewissen Punkt „abhängig“, wenn man sich für ein System entscheidet. Andererseits gibt es für Magento mittlerweile tausende Extensions, mit denen sich das System um beinah jede beliebige Funktionalität erweitern lässt. Viele dieser Extensions sind kostenlos und können frei genutzt werden. Auf der Extension-Plattform Magento connect werden neben kostenlosen aber auch kommerzielle Erweiterungen angeboten. So findet man also auch schnell kommerzielle Anbieter/Dienstleister.

Was halten Sie von vorgefertigten, gehosteten Shop-Systemen, welche viele Arbeiten wie etwa die Bereitstellung rechtskonformer Texte übernehmen, und hierfür etwa eine umsatzabhängige Lizenzgebühr verlangen?

Diese Shops sind ideal für all diejenigen, die binnen kürzester Zeit einen Shop aufbauen wollen, ohne sich um das Drumherum kümmern zu müssen. Man bekommt in aller Regel einige Layouts vorgegeben, die sich bis zu einem gewissen Punkt anpassen lassen. Das betrifft beispielsweise das Logo und die Farben. Echte Individualität ist dort allerdings nicht zu erreichen. Die monatlichen Gebühren schwanken zudem je nach Funktionsumfang. Möchte man ein gewisses Maß an Funktionalität, kommen leicht mehr als 100 Euro/Monat zusammen. Hier muss man also abwägen, ob dieses Geld nicht besser in die Entwicklung eines eigenen – dann aber tatsächlich individuellen – Shops gesteckt werden sollte.

Sie haben ein Buch zu Magento geschrieben, in dem Sie auch Themen wie Suchmaschinenoptimierung und Social Media für Magento-Installationen und
Online-Shops generell behandeln. Benötigen eShops in diesem Zusammenhang generell eine andere Herangehensweise, als es etwa bei einem reinen Content-Portal der Fall ist?

Bei Online-Shops ist die Suchmaschinenoptimierung natürlich besonders wichtig. Der beste Shop bringt nichts, wenn er von den potenziellen Kunden nicht gefunden wird. Magento liefert zahlreiche SEO-Funktionen, die den Shop von Hause aus fit für Suchmaschinen machen. Mit dem Aktivieren dieser Optionen allein ist es allerdings nicht getan. Besonderes Augenmerk muss daher auf die Optimierung der einzelnen Artikel gerichtet werden. Aber auch die Shop-Struktur (bzw. dessen Kategorien) sind entscheidend.

Wer seinen Shop also nach „Gutdünken“ erstellt, ohne sich im Vorfeld Gedanken um dessen Strukturierung zu machen, wird auf Dauer keinen Erfolg haben. Hier sollte der Dienstleister Tipps geben, worauf es ankommt. Außerdem sollte im Vorfeld das eigene Online-Marketing-Budget definiert werden. Wie viel Geld kann also in Maßnahmen wie AdWords usw. investiert werden? Denn Besucher alleine verschaffen keinen Umsatz, man braucht die richtigen Besucher!

DANKE, FÜR‘S ZU ENDE LESEN!

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1 Gedanke zu „Aufbau eines Onlineshops für Gründer und StartUps: Welche Fragen man sich VOR dem Projekt stellen sollte“

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