Crowdinvesting als alternative Finanzierungsform für Startups ist ein noch recht junges Phänomen, und doch entwickelt es sich sehr schnell. Das ist auch notwendig.
Ein Gastbeitrag von David Rhotert, Gründer und Geschäftsführer der Crowdinvesting-Plattform Companisto.
Die Ausgangslage
Hierzulande werden sehr viele Patente angemeldet, die weitaus meisten entstehen dabei allerdings in Großkonzernen wie Siemens. Und das hat Gründe. Deutschland nennt sich seit 2004 „Land der Ideen“ – es ist jedoch nicht immer das Land der entsprechenden Förderung.
Die Politik setzt durchaus Hebel in Bewegung, um Unternehmertum zu stimulieren. Unzählige Wettbewerbe, Initiativen und z.B. der High-Tech-Gründerfonds sind hilfreich. Dennoch scheitern Startups trotz guter Ideen oft schon ganz zu Anfang, weil das Geld zur Umsetzung fehlt. Sicherheiten können sie meistens nicht anbieten und gerade vor dem Hintergrund der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise sind deutsche Kreditinstitute noch zaghafter geworden bei der Geldvergabe an junge Gründer.
Zwar agieren hierzulande mittlerweile viele Beteiligungsgesellschaften und Wagniskapitalgeber (VC). Durch diese erhielten 2011 103 deutsche Internet-basierte Startups internationales Wagniskapital. Das ist begrüßenswert, doch VCs engagieren sich nicht in der Frühphase eines Startups, sondern erst wesentlich später, wenn die „Saat“ bereits aufgegangen ist. Und: Oftmals gibt es gar kein „wesentlich später“, denn gute Ideen, die nicht gefördert wurden, tauchen in keiner Statistik auf.
Beim Crowdinvesting hat die Alte Welt zunächst die Nase vorn
Die sogenannte Frühphasenfinanzierungslücke ist kein deutsches Problem allein, doch beispielsweise in den USA finden Startups andere Voraussetzungen vor. Zum einen sind Mäzene und Wagniskapitalgeber in den USA traditionell so zahlreich wie aktiv. Laut Dow Jones VentureSource flossen 2011 12,6 Milliarden Dollar Wagniskapital ins Silicon Valley, aber gerade mal 700 Millionen nach Deutschland.
Paradoxerweise verhinderte jedoch ausgerechnet in den USA eine gesetzliche Regelung bis zum Frühjahr 2012 die Förderung von Startups durch Privatpersonen. Crowdinvesting war jenseits des Atlantiks gar nicht möglich. Europa und Deutschland sind beim Crowdinvesting daher ausnahmsweise Vorreiter; seit 2011 gibt es hier entsprechende Plattformen.
Hier wie dort könnte Crowdinvesting eine neue Investmentkultur begründen, weil es die Einstellung der Anleger zum Unternehmertum verändert. Wirtschaft live! Auf den Plattformen können die Updates der Startups verfolgt und die Gründer und deren Enthusiasmus miterlebt werden. In Deutschland bewegen sich die Volumen aller via Crowdinvesting erfolgten Finanzierungen bis dato im deutlich einstelligen Millionenbereich. Das hat auch damit zu tun, dass bei gesuchtem Kapital jenseits von 100.000 Euro das Verkaufsprospektgesetz zwingend einen eben solchen Verkaufsprospekt vorschreibt. Dessen Erstellung schlägt mit bis zu 15.000 Euro zu Buche.
Warum Crowdinvesting Abhilfe schafft
Das Dilemma, dass es zwar viele gute Ideen, aber kaum Kapital in dieser Gründungsphase gibt, kann Crowdinvesting lösen. Mikroinvestoren investieren hierbei ihr eigenes Geld, weil sie von der Idee der Gründer überzeugt sind und sie unterstützen wollen.
Im Gegenzug werden sie am Unternehmenswert beteiligt. Im Rahmen einer Beteiligung – die Ausformung variiert von Anbieter zu Anbieter – profitieren die Wirtschaftsförderer von zukünftigen Gewinnen und in einigen Fällen auch von der Steigerung des Unternehmenswertes.
Crowdinvesting ist vor allem für jene Gründerfirmen geeignet, die im B2C-Bereich operieren. Im Idealfall stellt das Unternehmen etwas her, das die Crowd gerne selbst nutzen würde. Der Charme des Crowd-Ansatzes verdankt sich jedoch noch eines weiteren Effekts: Der Investoren-Schwarm steuert nicht nur finanzielle Mittel bei, sondern unterstützt das Startup, indem er es im Bekanntenkreis vorstellt, z.B. über Social Media. Steigt die Bekanntheit des Unternehmens, wirkt sich das mitunter auch auf den Absatz aus. Somit kann jeder Mikroinvestor sein eigenes Investment beeinflussen. Startups gewinnen also nicht nur Investoren, sie gewinnen auch Markenbotschafter und Ideengeber, denn ehrliches Feedback ist den Startups natürlich recht.
Worauf Startups achten müssen
Aus diesem Grund ist es für das Startup günstig, wenn die Crowd so groß wie möglich gerät. Das lässt sich nur über den Verzicht einer Mindestinvestitionssumme des Crowdinvesting-Anbieters erreichen. Je größer die Crowd, desto potentiell schlagkräftiger wird das Startup in der Frühphase sein.
Sofern die Beteiligung seitens der Crowdinvesting-Plattform gebündelt wird, entsteht dem Startup trotz der vielen Beteiligten auch kein Verwaltungsaufwand (z.B. durch Steuerklärungen für die Mikroinvestoren). Startups, die sich für Crowdinvesting entscheiden, müssen außerdem berücksichtigen, dass diese Finanzierungsform dann ein Hindernis für Folgefinanzierungen darstellt, wenn das Modell des Anbieters diese Bündelung nicht vorsieht. Wagniskapitalgeber und Beteiligungsgesellschaften meiden Investments in Firmen mit zu vielen (z.B. stillen) Beteiligten. Dieselbe Problematik ergibt sich ebenfalls im Falle eines Exits, also des Kaufs des Startups durch einen Großinvestor.
Bevor wir uns jedoch dem Exit widmen, wenden wir uns den Anfängen zu. Denn darum geht es beim Crowdinvesting: Es verschafft erstmals der Mehrheit der Gründer die Möglichkeit to start up.
Über den Autor
David Rhotert ist Rechtsanwalt, Gründer und Geschäftsführer von Companisto, der Crowdinvesting-Plattform für jedermann. Aus seiner Zeit als Mitgründer von partycard kennt er die Probleme, die junge Unternehmer bei der Frühphasenfinanzierung oftmals haben. Mit Companisto hat er nun zusammen mit dem Rechtsanwalt für Gesellschaftsrecht Tamo Zwinge eine innovative Plattform ins Leben gerufen, bei der jeder die Chance erhalten soll, in Startups zu investieren und so am Erfolg von Startups teilzuhaben.
Über Companisto
Companisto (www.companisto.de) ist Deutschlands erste Crowdinvesting-Plattform für jedermann. Crowdinvesting bedeutet, dass sich viele Personen an einem Startup beteiligen und das Startup so eine Finanzierung erhält. Ab sofort ist eine Beteiligung schon mit kleinen Beträgen möglich, weil Companisto keine Mindestinvestitionsssumme vorschreibt.
Die Mikroinvestoren – Companisten genannt – sind im Gegensatz zu den Modellen anderer Crowdinvesting-Anbieter nicht nur am Gewinn, sondern auch am Unternehmenswert und an Erlösen aus einem möglichen Verkauf des Startups beteiligt. Das über Companisto finanzierte Startup erhält neben Kapital vor allem auch Publicity, Marketing und eine Vielzahl von aktiven Unterstützern.
Companisto versteht sich als Vorreiter für nachhaltiges Crowdinvesting: Die standardisierten Companisto-Verträge wurden mit Beteiligungsgesellschaften (Venture Capitalists) abgestimmt und ermöglichen deshalb Anschlussfinanzierungen. Die Companisto GmbH mit Sitz in Berlin wurde von den Rechtsanwälten David Rhotert und Tamo Zwinge gegründet und ging im Juni 2012 an den Start.