Social Entrepreneurship – Urban Change Lab vollzieht kreativen Brückenschlag zwischen Afrika & Europa

Urban Change Lab bringt afrikanische Handwerkskunst nach Europa. Ziel des Social Startups aus Berlin ist es, zur nachhaltigen Entwicklung Afrikas beizutragen. Deshalb sieht man sich auch nicht als reine Exportplattform. Im Interview erzählt uns Gründer Jochen Baumeister, wie das Businessmodell funktioniert und warum er seine Arbeit nicht als Entwicklungshilfe ansieht.

Jochen, kurz und knapp: ein Elevator. Bitte pitche die Geschäftsidee.

Bei uns können Kunden über eine Online-Plattform ihre kreativen Ideen gemeinsam mit einem Handwerker als Einzelstück aus Afrika umsetzen. Das Ganze in direktem Kontakt, fair und transparent.

Was genau war der Auslöser für den Start in ein eigenes Business?

Ich mag es, zu gestalten und Ideen umzusetzen. Ein Unternehmen zu gründen, kann eine schöne Form sein, die Welt nachhaltig zu verändern. Ich bin aus familiären Gründen oft in Kenia. Gerne kaufe ich dort bei Handwerkern ein.

Mir ist jedoch aufgefallen, dass sich die Produkte ähneln. Ich wollte etwas Individuelles. Auf meine Frage nach einer Zuckerdose bot mir ein Handwerker an, diese für mich als Einzelstück zu fertigen. Nach drei Überarbeitungsschleifen war die Dose genau so, wie ich sie mir vorstellte.

Später merkte ich, wie sehr ich die Dose aufgrund der Herstellungsgeschichte wertschätze. Dieses Prinzip der individuellen Herstellung, der aktiven Teilnahme am Prozess und der daraus resultierenden Wertschätzung für das Produkt wollte ich online umsetzen.

Was macht das Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?

Wir sind die einzige Online-Plattform, die es ermöglicht, kreative Ideen im Zusammenspiel mit ausgewählten Handwerkern in direktem Austausch umzusetzen und gleichzeitig zu einer nachhaltigen Entwicklung afrikanischer Länder beizutragen.

Jeder Kunde erhält eine Projektwebseite, die den Herstellungsprozess mit Fotos und Videos dokumentiert und alle Daten wie z.B. wer hat zu welchem Preis die Idee umgesetzt.

Wo siehst Du die Zielgruppe bzw. wer sind die Wunschkunden?

Unsere Kunden legen Wert auf Individualität, Nachhaltigkeit und Handwerkskunst. Sie wollen ein hochwertiges, maßgefertigtes Produkt haben, das in einem fairen Austausch entsteht.

Daraus entsteht Wertschätzung, das Stück nimmt man immer wieder gern in die Hand, schaut es an, benutzt es. Entschleunigung bekommt bei Urban Change Lab eine ganz neue Bedeutung. Wer den schnellen Shopping-Kick braucht, ist bei uns sicherlich falsch.

Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?

Wir brauchen keine große Organisation und kein externes Kapital. Wir sind als Unternehmen sehr lean aufgestellt, wir bootstrappen, verzichten also auf Fremdkapital.

Wir versuchen auf alle Dinge eine technische Antwort zu finden und die Plattform dabei so einfach wie möglich nutzbar zu machen. Das geht im Moment nur, weil wir durch den Consulting Bereich querfinanzieren können.

Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchem Weg werden Geldrückflüsse erzielt?

Wir leben tatsächlich von 10 Prozent Handling Fee. Im Moment reicht das noch nicht zum Leben. Aber dank der Technisierung ist das Modell skalierbar und soll sich langfristig tragen bzw. natürlich auch etwas abwerfen. Aber auch hier gilt: langsam, dafür nachhaltig wachsen.

Wer möchte, kann das auf unserer Website nachvollziehen. Dort veröffentlichen wir die Kalkulation jedes Projektes.

Welche Vision verfolgst Du und welche Schlagzeile würdest Du gern mal über das Unternehmen lesen?

Wir sind ganz bewusst ein profitorientiertes Unternehmen in einem Kontext in dem oft auch NGOs und Hilfsorganisationen unterwegs sind. Wir gehen davon aus, dass nur ein Unternehmen eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe ermöglichen kann.

Für uns ist das Fairtrade 2.0. Als Schlagzeile über uns würde ich gerne einmal lesen: „Immer mehr Menschen konsumieren weniger und anders – das Urban Change Lab hat einen Trend gesetzt“  

Auf welche 3 Tools/Apps kannst Du bei der täglichen Arbeit keinesfalls verzichten und warum?

Gravityflow, noch Whatsapp (soll durch Signal ersetzt werden), E-Mail

Was bedeutet für Dich persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?

Die eigentliche Vision ist es, nachhaltige Firmen mitzugestalten, die sich um einen fairen Ausgleich globaler Unterschiede bemühen.

Wir passen in eine Zukunft in der das individuelle Einzelstück wieder die Norm wird. Wir passen in eine post-industrielle Zeit, in der die Fabrik zum Beispiel durch den 3D Druck im Geschäft ergänzt oder abgelöst wird.

Das Einzelstück vom Handwerker ist in dieser Zukunft die langlebige und nachhaltige Luxusvariante eines Gegenstandes. Es geht darum andere Menschen zu inspirieren.

Welchen Fehler würdest Du aus der eigenen Erfahrung heraus jungen Gründern ersparen?

Sucht nicht nach einem Geschäftsmodell, das Euch möglichst schnell zum Millionär macht, sondern sucht Euch etwas, das Euch wirklich Spaß macht und das fair für alle Beteiligten ist.

Nur so werdet Ihr langfristig damit glücklich und könnt guten Gewissens in den Spiegel schauen. Wann immer möglich, vermeidet externes Kapital, denn das macht unfrei.

Welche Frage sollte sich eine Gründerin bzw. ein Gründer mindestens einmal gestellt haben?

Letztlich sollte hinter jedem Unternehmen die Frage stehen: Machen wir die Welt besser? Ein Unternehmen, das die Welt nicht besser macht, ist es nicht wert, gegründet zu werden.

Mit welchen drei Worten würdest Du dich selbst beschreiben?

innovativ, direkt, offen

DANKE, FÜR‘S ZU ENDE LESEN!

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